CEO-Interview

Robert Oudmayer war fast zwölf Jahre lang Chief Executive Officer von Cembra und übergibt die ­Geschäfte nun an seinen Nachfolger. Wir sprachen mit ihm über Widerstandsfähigkeit, engagierte ­Mitarbeitende, starke Partner und ein dynamisches Geschäftsmodell – alles Faktoren, die Cembra 2020 zu einem robusten Jahresergebnis verholfen haben.

Robert Oudmayer, welche wichtigen ­Erfolge konnte Cembra 2020 erzielen?

Wir haben 2020 ein robustes Ergebnis verbucht. Trotz der Covid-19-Pandemie ging unser Reingewinn im Vergleich zum Vor­jahr nur um 4% zurück. Das ist ein gutes ­Ergebnis. Cembra hat gut auf die Pandemie ­reagiert, wobei für uns die Sicherheit und die Gesundheit unserer Mitarbeitenden an ­erster Stelle standen. Wir haben die erforderlichen Vorkehrungen und Massnahmen für ein sicheres Arbeitsumfeld getroffen; die meisten unserer Mitarbeitenden arbeiteten von zu Hause aus.

Wir schlossen zudem die Integration von cashgate innerhalb von nur elf Monaten nach der Übernahme ab, lancierten zusammen mit LIPO eine neue Kreditkarte und begründeten eine neue Partnerschaft mit IKEA. Darüber hinaus erzielten wir weitere Fortschritte in der Nachhaltigkeit und ­erhielten erneut die Auszeichnung Great Place to Work.

Inwieweit hatte Covid-19 Einfluss auf die Ergebnisse?

Wir haben unter Beweis gestellt, dass ­Cembra selbst in einer schwierigen Situation wie ­einer Pandemie widerstandsfähig ­bleiben kann. Darüber hinaus erwies sich unser ­umsichtiges Risikomanagement als richtig. Mit Blick auf unsere Mitarbeitenden, unsere Partner sowie unsere Finanzierungen und Kosten denken wir konsequent langfristig. Dank dieser langfristigen Ausrichtung und unserem kon­servativen An­satz konnte Cembra ihre gute Verfassung trotz den Herausforde­rungen des letzten Jahres aufrechterhalten.

Was macht Cembra so widerstandsfähig?

Das hat verschiedene Gründe. Wir pflegen sehr erfolgreiche langfristige Partnerschaften mit Autohändlern, Vermittlern und ­Einzelhändlern – mit vielen unserer Partner arbeiten wir schon seit langer Zeit zu­sammen. Zudem haben wir engagierte Mitarbeitende. Sie sind zu einem grossen Teil schon seit vielen Jahren im Geschäft, kennen unsere Branche und den Markt gut und ­verfügen über umfassende Berufserfahrung. Auch die Tatsache, dass Cembra ein dynamisches Unternehmen ist, spielt eine Rolle. Wir können uns rasch auf verän­derte Umstände einstellen. Erfordert die Situation, dass wir von zu Hause aus arbeiten, dann tun wir das. Müssen wir unsere Vertriebs­modelle umstellen, dann sind wir auch dazu in der Lage. Durch diese Einstellung ist ­Cembra sehr widerstandsfähig.

«Cembra ist zuverlässig, widerstandsfähig und wächst.»

Können Sie uns einen Überblick über die ­Ergebnisse für 2020 geben?

Unser Nettoertrag wuchs um 4%, der Zins­ertrag erhöhte sich um 13%, was haupt­sächlich auf die Übernahme von cashgate zurückzuführen ist. Diese Zunahme steht ­einem teilweisen Rückgang der Kommissions- und Gebühreneinnahmen um 17% auf­grund des Covid-19-Lockdowns gegenüber. Die Verlustquote blieb trotz dem herausfordernden Umfeld mit 0.9% stabil. Dies führte zu einem um 4% tieferen Reingewinn von CHF 152.9 Millionen. Die Eigenkapitalrendite lag bei 13.8% und die Tier 1-Kapitalquote bei 17.7%.

Die Übernahme von cashgate hat sich also als vorteilhaft erwiesen?

Absolut. cashgate hat 2020 einen wichtigen Beitrag zu unseren Ergebnissen geleistet. Insgesamt sind wir mit der Übernahme sehr zufrieden. Wir sind stolz darauf, dass wir die meisten unserer cashgate-Kolleginnen und ‑Kollegen halten konnten. Wir haben das Unternehmen nicht allein wegen seiner Vermögenswerte gekauft, sondern auch wegen seiner qualifizierten Mit­arbeitenden. Wir werden auch in Zukunft davon profitieren.

Cembra hat mit IKEA Schweiz einen neuen Vertrag geschlossen. Warum ist diese ­Partnerschaft für die Bank wichtig?

Wir sind sehr glücklich und stolz, IKEA als neue Partnerin gewonnen zu haben. IKEA ist eine führende globale Marke mit starker Präsenz in der Schweiz. Die Partnerschaft wird zum Wachstum unseres Kreditkarten­geschäfts beitragen und unsere Markt­position festigen, da wir Einzelhändlern ein sehr attraktives Paket anbieten können, das eine Kreditkarte mit anderen Produkten und Leistungen kombiniert. IKEA wird von der erfolgreichen Rechnungsfinanzierungslösung unserer Tochter Swissbilling und möglicherweise künftig auch von anderen Produkten profitieren.

«Wir können uns rasch auf verän­derte Umstände einstellen.»

Robert Oudmayer, CEO*

Wie laufen die Digitalisierungs­massnahmen bei Cembra?

Die Digitalisierung hat sich durch die Covid-19-­Pandemie beschleunigt. Hier liegen wir auf Kurs. Wir haben für KMU-Kredite eine reine Online-Lösung bereit gestellt, ­be­sitzen eine sehr starke Online-Marke für Privatkredite und können dank unserer ­Übernahme von cashgate nun auch den Online-Abschluss von Kreditverträgen anbieten. Aktuell arbeiten wir daran, unsere Kreditkarten zu einer digitalen Erfahrung zu machen. Wir werden 2021 eine mobile Kartenplattform einführen, die das Kundenerlebnis deutlich aufwerten wird. Auch unsere anderen Plattformen optimieren wir derzeit.

Nachhaltigkeit ist für viele Stakeholder ein immer wichtigeres Thema. Was tut Cembra in diesem Bereich?

Wir haben uns 2020 verstärkt auf Nachhal­tig­keit ausgerichtet. Die Geschäftsleitung hat einen Nachhaltig­keitsausschuss unter dem Vorsitz des CEO aufgesetzt, um in den wichtigsten Nach­haltig­keitsbereichen Verbes­serungsmöglichkeiten zu ermitteln und voranzutreiben. Unsere verstärkten Bemühungen um vermehrte Nachhaltigkeit wurden von führenden ESG-Rating-Agenturen bereits honoriert: Cembra wurde in den SXI Switzerland Sustainability 25 Index sowie in den Bloomberg Gender Equality Index 2021 ­aufgenommen und hat eine We Pay Fair-­Auszeichnung erhalten. Wir haben viel erreicht. Nachhaltiges Handeln ist die Zukunft – für unsere Mit­arbeitenden, unsere Kunden, unsere Partner, unsere Investoren und die Gesellschaft als Ganzes.

Cembra wurde erneut als Great Place to Work ausgezeichnet. Was macht Cembra zu einer attraktiven Arbeitgeberin?

Es freut mich sehr, dass wir die Zufriedenheits­werte unserer Mitarbeitenden während der Covid-19-Pandemie sogar noch steigern konnten. Das erfüllt uns mit Stolz und be­stätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen das Richtige für unsere Mit­arbeitenden tun. Unsere Beleg­schaft ist sehr vielfältig, wir setzen viel Ver­trauen in die Mitarbeitenden und bieten ihnen Flexibilität und Entwicklungschancen. Jeder Einzelne kann hier etwas bewirken. Ich denke, das ist es, was Cembra als Arbeitgeberin ­attraktiv macht.

Was erwarten Sie für 2021?

Ich fühle mich privilegiert, dass ich fast zwölf Jahre lang CEO dieses Unternehmens sein konnte. Am 1. März 2021 habe ich den Stab an meinen Nachfolger Holger Laubenthal übergeben. Die Bank ist in guter Ver­fassung und verfügt über ein starkes Mana­gementteam. Cembra ist zuverlässig, widerstandsfähig und wächst. Meine Tätigkeit als CEO von Cembra hat mir sehr viel Freude bereitet, und ich verlasse die Bank in der Gewissheit, dass sie sich in guten Händen befindet. Meine besten Wünsche begleiten Holger für seine neue Aufgabe.

«Cembra kann Einzelhändlern ein sehr attraktives Paket an­bieten, das eine Kredit­karte mit anderen Pro­dukten und Leistungen kombiniert.»


 

* CEO bis 28. Februar 2021