CEO-Interview

Erstklassige Produkte, Partner und Mitarbeitende – und eine Million Kunden. Robert ­Oudmayer, Chief Executive Officer von Cembra, über ein weiteres sehr erfolgreiches Geschäftsjahr, die Integration von cashgate, Nachhaltigkeit und die Zukunftspläne der Bank.

­Robert Oudmayer, welche wichtigen Erfolge konnte Cembra im Jahr 2019 erzielen?

2019 konnten wir erneut eine hervorragende Geschäftsentwicklung verbuchen: Sowohl die Nettoforderungen gegenüber Kunden als auch die Nettoerträge sind gestiegen, und auch der Gewinn erreichte wieder ein Rekordniveau. Wir haben mit der Übernahme von cashgate den Grundstein für unsere Zukunft gelegt und Cembra Business eingeführt, unsere neue Online-Finanzierungslösung für kleine Unter­nehmen.

Ende 2019 hatte die Bank eine Million Kunden. Was steckt hinter dieser Erfolgsgeschichte?

Wir sind in unserer Arbeit sehr diszipliniert, besonders bei dem Management von Kosten, Finanzierung und Risiken. Wir kennen unsere Märkte genau und konzentrieren uns auf die Bereiche, in denen wir gut sind. Das – ergänzt durch erstklassige Produkte, Partner und Mit­arbeitende – hat unseren Erfolg möglich gemacht.

Kurz und knapp: Wie lauten die Ergebnisse 2019?

Es liegt ein weiteres Rekordjahr hinter uns. Wir haben unsere Ziele in einem kompetitiven Marktumfeld erreicht und in allen Geschäftsbereichen profitables Wachstum erzielt. Unser Reingewinn ist um 3% auf ein Rekordergebnis von CHF 159.2 Millionen gestiegen. Die Nettoforderungen gegenüber Kunden stiegen dank der Übernahme von cashgate um 37%, und in den Bereichen Fahrzeugfinanzierung und Kreditkarten konnten wir ein starkes organisches Wachstum erzielen. Der Nettoertrag stieg um 9%, unsere Eigenkapitalrendite betrug 15.7%. Insgesamt sind wir mit unserer Leistung sehr zufrieden.

Im September 2019 hat Cembra die Über­nahme von cashgate abgeschlossen. Wie geht es mit der Integration voran?

Die Integration läuft plangemäss, und unser Geschäft ist gut positioniert, um weiter profitables Wachstum zu erzielen. Es freut uns sehr, dass die neuen Teams erfolgreich zusammenarbeiten, und wir begrüssen die Fortschritte.

Inwiefern werden die Aktionäre von Cembra von der Übernahme profitieren?

Unsere Aktionäre dürfen sich über eine gute Rendite freuen. Wir wollen durch die Übernahme bereits 2020 einen höheren Reingewinn und ein höheres Ergebnis pro Aktie erzielen. Zudem werden sie vom langfristigen Wachstum profitieren, das die Übernahme mit sich bringt.

Was ist mit den Kunden und Mitarbeitenden?

Wir werden unseren Kunden weiterhin attraktive Produkte und einen zuverlässigen Service bieten. Sie profitieren zudem von unserer laufenden Digitalisierung. Wir wollen das Onboarding stärker automatisieren und unsere Self-Service-Funktionen verbessern. Mit der Erfahrung von cashgate können wir diesen Prozess noch beschleunigen. Unseren Mitarbeitenden können wir aufgrund des Wachstums und der Investitionen mehr und vielfältigere Möglichkeiten bieten.

«2019 war erneut ein Rekord­jahr – mit Wachstum in allen ­Geschäfts­bereichen.»

Robert Oudmayer, CEO

Was macht Cembra zu einer attraktiven ­Arbeitgeberin?

Cembra ist keine klassische Bank. In Bezug auf unsere Arbeitsvereinbarungen sind wir flexibel, haben einen hohen Frauenanteil – auch in Führungspositionen – und mit Mit­arbeitenden aus 36 verschiedenen Ländern eine sehr offene und vielfältige Kultur. Wir sind kein Grosskonzern, sondern ein verhältnismässig agiles und wachsendes mittelgrosses Unternehmen. Bei Cembra kann der Einzelne etwas bewirken – das macht die Arbeit interessant. Ich bin fest davon überzeugt, dass Flexibilität dazu beiträgt, die Motiva­tion unserer Mitarbei­tenden zu erhalten. Und unsere Bemühungen zahlen sich aus – 2019 wurden wir als Great Place To Work ausgezeichnet.

Mit Cembra Business hat die Bank ihr Produkt­portfolio erweitert. Was erwarten Sie von diesem neuen Geschäftsmodell?

Cembra Business bietet Kredite für kleine ­Unternehmen an. Wir sind der Meinung, dass dieses Marktsegment in der Schweiz noch nicht ausreichend bedient wird. Es ist schwierig für kleine Unternehmen, an die benötigten Finanzmittel zu kommen, und der Antrags­prozess ist oft mühselig. Unser Produkt ist schnell und komplett online. Meine Erwartungen in Bezug auf Cembra Business sind ziemlich hoch.

Cembra hat im Kredit­karten­geschäft neue Partner­schaften mit der Migros Bank und LIPO angekündigt. Was erhoffen Sie sich ­davon?

Wir haben heute fast eine Million Kredit­karten in Umlauf, und darauf sind wir sehr stolz. Als wir 2006 ins Kredit­karten­geschäft einstiegen, fingen wir bei null an. Wir sind seitdem gewachsen, haben immer neue Partner­schaften geschlossen und haben auch unsere eigene Cembra-Kreditkarte. Die Kooperation mit der Migros Bank unterscheidet sich von unseren anderen Partner­schaften. Sie wird uns neue Markt­felder eröffnen, weil wir Banken als Kunden bedienen.

Nachhaltig­keit ist für viele Stakeholder ein immer wichtigeres Thema. Was tut Cembra in diesem Bereich?

Wir haben in diesem Jahr unsere Bericht­­erstattung erweitert, um zu zeigen, welche konkreten Schritte Cembra unternommen hat, um verant­wortungs­bewusstes unternehme­risches Verhalten in der gesamten Organisation zu verankern. Unsere Bank engagiert sich seit 2003 für verschiedene wohltätige Zwecke, und wir wollen unseren Kunden verant­wortungs­bewusste Finanzierungs­produkte und Dienst­leistungen bieten. Wir wollen unseren ökologischen Fuss­abdruck pro Kopf weiter reduzieren, und auch die Integrität unseres Unternehmens steht auf unserer Prioritäten­liste ganz oben.

2020 hat die Bank sich in Cembra umbenannt, ohne den Zusatz «Money Bank». Warum?

Zum Zeitpunkt unseres Börsen­gangs 2013 hiess unsere Marke GE Money Bank, deshalb passte die Bezeichnung Cembra Money Bank. Die Leute kannten uns ja bereits als «Money Bank». Mit der Zeit hat Cembra sich aber einen eigenen Namen gemacht und ist heute eine etablierte und bekannte Marke. Es war also an der Zeit, auf das «Money Bank» zu verzichten.

Welches sind die Schwer­punkte für 2020?

Wir müssen die Integration von cashgate ­erfolgreich abschliessen. Ausserdem setzen wir auf die weitere Digitali­sierung unseres Geschäfts, auf die Entwicklung neuer Partner­schaften im Karten­geschäft und auf die Einführung unseres neuen Online-Finanzierungs­produkts für kleine Unternehmen.

Wie sieht die langfristige Strategie der Bank aus?

Unsere Strategie bleibt unverändert, wir bleiben fest auf Kurs. Vor allem wollen wir unser Kerngeschäft verteidigen, in dem wir stark sind. Das erreichen wir, indem wir neue Kunden gewinnen und dabei ein wettbe­werbs­­fähiges Aufwand/Ertrags-Verhältnis beibehalten. Darüber hinaus wollen wir das Geschäft durch umfangreiche Investitionen in die ­Digitali­sierung zukunftsfähig machen. Letztlich konzentrieren wir uns weiterhin auf die Schweiz und wollen unsere Präsenz hier noch weiter ausbauen. Ich sehe weiteres Wachs­tums­potenzial im Kredit­karten­geschäft, in der Finanzierung kleiner Unternehmen und in der Rechnungs­finanzierung. Aber am wichtigsten ist, dass wir für alle unsere Kunden, Aktionäre und Geschäfts­partner eine verlässliche und stabile Bank bleiben – und für unsere Mitarbei­tenden eine tolle Arbeit­geberin.

«Wir haben dieses Jahr 130’000 neue Kunden gewinnen können.»